Die wirre Logik der „Letzten Generation“: Sachbeschädigung fürs Klima?

Die Bilder, die am Wochenende durch die Medien gingen, hatten es in sich: Aktivisten der „Letzten Generation“ haben auf dem Kurfürstendamm in Berlin mit Farbspray gewütet. Die Ziele waren Schaufenster, Eingänge und Fassaden der Filialen von Louis Vuitton, Rolex, Gucci, Prada sowie Dolce & Gabbana. Ich frage mich ernsthaft, was in den Köpfen dieser selbsterkannten „Klimaretter“ vorgeht. Denn dem Klima helfen solche Aktionen definitiv nicht. Vielmehr schaden die Sachbeschädigungen nur der Wirtschaft in unserem Land, das gerade für jegliche Einnahmen dankbar sein kann.

Schadet Fast Fashion nicht viel mehr als langlebige Qualitätsware?

 „Euer Luxus – unser Klimakollaps“ heißt es beispielsweise auf dem Transparent, das eine der Aktivistinnen in die Kamera hält, während zwei Polizisten ihren Mitstreiter der “Letzten Generation” zu Boden bringen. Was ich mich da frage: Hat sich die Dame eigentlich mal mit den Unternehmen beschäftigt, dessen Gebäude sie beschmiert? Ich finde es in hohem Maße widersprüchlich, ausgerechnet Luxusunternehmen für den Klimakollaps verantwortlich zu machen. Nehmen wir als Beispiel mal Louis Vuitton: Die Lederwaren werden primär in Europa produziert, in Werkstätten in Frankreich, Italien und Spanien. Für den US-Markt produziert das französische Traditionsunternehmen inzwischen größtenteils direkt vor Ort. Einzig der Export nach Asien könnte aus klimatechnischer Sicht als kritisch angesehen werden. Doch das trifft vor den Luxuskonzernen noch viele weitere Unternehmen jeglicher Branchen.

Bei den Handtaschen, Koffern, Geldbörsen und Co. handelt es sich um Waren, die auf Langlebigkeit ausgelegt sind. Taschen werden vererbt oder weiterverkauft und können noch nach Jahrzehnten im Laden zur Reparatur gegeben werden. So manche 30 Jahre alten Speedy oder Noé bekommt dann für vergleichsweise kleines Geld komplett neue Henkel, Gurte und Co. verpasst. Klar werden die Taschen dafür nach Paris transportiert. Doch das ist in meinen Augen alles um Welten nachhaltiger als das, was die bekannten Fast-Fashion-Unternehmen betreiben. 

Ein Blick hinter die Kulissen schadet nicht

Textilproduktion in Sweatshops in Indien und Bangladesh unter menschenunwürdigen Bedingungen, Transport der Kleidung um den halben Erdball – und nach spätestens einem Jahr kannst du die Sachen wegwerfen, weil Nähte aufgegangen und Löcher im Stoff sind. Ich weiß nicht, wie ihr das seht. Doch in meinen Augen ist das wesentlich schädlicher für unsere Umwelt und das Klima. Die Umweltorganisation Stand.Earth hat vor einigen Jahren bereits ermittelt, dass die gesamte Modeindustrie für rund acht Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich ist, Tendenz steigend. Klar muss sich da etwas ändern. Doch es sind eben nicht die Luxusmarken allein, die es hier anzuprangern gilt. Wo kleiden sich die „Klima-Kleber“ der “Letzten Generation” denn ein?

Was ich an dieser Stelle auch noch betonen möchte: Natürlich gibt es hier nicht nur schwarz und weiß. Auch die Luxuskonzerne machen nicht alles richtig. Um ihre Exklusivität zu wahren, haben einige der Hersteller ein Konzept, das ich ebenfalls nicht gutheiße. Anstatt Ware aus der letzten Saison zu einem reduzierten Preis anzubieten, wird das, was übrigbleibt, vernichtet. Eine Praxis, die mit Blick auf das Klima definitiv verboten gehört.

Die Reichen sind die, die Wirtschaft am Laufen halten

Eine Aktivistin stellte gegenüber der Berliner Zeitung heraus, dass es ihr egal sei, wenn die Aktion für sie rechtliche Konsequenzen hätte. Für sie sei die Attacke auf Rolex ein Aufschrei für das Klima und gegen die Reichen. Ihren eigentlich Job pausiere sie aktuell, um hauptberuflich die „Letzte Generation“ zu unterstützen. Wenn ich sowas lese, frage ich mich ernsthaft: Haben die gar nicht verstanden, wie Wirtschaft funktioniert?

Klar ist es nicht toll, dass irgendwelche Promis mit ihren Privatjets durch die Weltgeschichte düsen. Doch um die geht es hier nicht. Sondern um die Menschen, die Luxusprodukte kaufen. Und das sind nicht mal alles „Reiche“, sondern auch ganz normale Menschen, die ein Faible für schöne Dinge haben. Die sich ab und an etwas Besonderes gönnen, nachdem sie darauf gespart haben.

Und was ist bitte so schlimm daran? Zum einen sichern die Kunden dieser Luxusmarken Arbeitsplätze. In den Boutiquen selbst – und auch bei allen Unternehmen, die da noch dranhängen. Schaufensterdekorateure, Marketingagenturen, Caterer bei Events im Laden und so weiter. Eine Stadt wie Berlin verdient auf kommunaler Ebene durch die Gewerbesteuer.

Und ist es nicht hundertmal besser, dass diese Menschen das Geld in Deutschland ausgeben und nicht in den USA, in Asien oder den Arabischen Emiraten? Denn es sind auch nicht nur Deutsche, die in den Luxusboutiquen kaufen, sondern auch Touristen aus aller Welt. Die hier sicher nicht nur auf Shoppingtour gehen, sondern auch in Hotels übernachten, Essen gehen und Taxi fahren. Alles weitere Ausgaben, von denen die deutsche Wirtschaft profitiert. In meinen Augen ist das jetzt kein komplexer Gedankengang, doch bis dahin scheint bei den Aktivisten keiner zu kommen.

Und was passiert mit dem Farbspray?

Ich persönlich hoffe, dass die Chaoten der “Letzten Generation”, die diese Aktion verantworten, nicht ungestraft davonkommen. Auch wenn es „nur“ Farbspray war, das entfernt werden kann, es ist und bleibt Sachbeschädigung. Und ich bin mir sicher, dass bei der Beseitigung dieser Schäden Reinigungsmittel eingesetzt werden mussten, die für Kanalisation und Grundwasser keine Wellnesskur sind. Auch das hat die „Letzte Generation“ zu verantworten. Und spätestens hier beißt sich die Schlange in den Schwanz.

Wie seht ihr das?

Euer Martin Limbeck 

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