Entlastungspaket oder Sozialpaket? Denkt endlich auch an den Mittelstand!

Die hohen Kosten für Energie sind aktuell die größte Sorge vieler Menschen. Immer mehr stehen vor der Frage, wie sie sich ihr Leben noch leisten können, wenn die Nebenkosten sich verdreifachen oder sogar noch weiter steigen. Nachdem die ersten Entlastungsmaßnahmen wie der Tankrabatt oder das 9-Euro-Ticket schon wieder Geschichte sind, hat die Bundesregierung Anfang September mit einem neuen Paket nachgelegt. Warum auch dieses Paket den Mittelstand außer Acht lässt und wieso sich daran dringend etwas ändern muss, wenn wir als Wirtschaftsstandort nicht gänzlich in die Bedeutungslosigkeit abrutschen wollen? Mehr dazu in diesem Beitrag.

„Haben wir nicht was vergessen? Ja, den Mittelstand!“

Erst mal war die Erleichterung groß, als nach stundenlangen Debatten doch noch die frohe Nachricht verkündet wurde: Die Vertreter der Ampel-Koalition haben sich auf ein weiteres Entlastungspaket geeinigt! Doch was steckt in dem Paket eigentlich drin? Wenn wir genauer hinschauen, wird schnell klar: In erster Linie profitieren Rentner, Studenten, Wohngeld-Empfänger und Menschen mit einem kleinen bis mittleren Einkommen. Bitte versteht mich nicht falsch: Natürlich ist hier Hilfe nötig. Doch es macht mich sauer, dass immer die außen vorbleiben, die sich reinknien und in unserem Land für Wertschöpfung sorgen.

Nach den Angaben von Bundesjustizminister Marco Buschmann profitieren vom neuen Entlastungspaket Familien mit einem Einkommen um die 31.000 Euro im Jahr am stärksten. Doch was ist mit denen, die wirklich ranklotzen? In unserem Land greift ein Spitzensteuersatz von 42 Prozent, wenn du als Single ein zu versteuerndes Einkommen von knapp 60.000 Euro brutto hast. Für Ehepaare gilt der doppelte Betrag. Natürlich ist das kein schlechtes Einkommen – doch wirklich „reich“ bist du damit nicht. Und rein faktisch wirst du als exzellenter Facharbeiter auch noch dafür abgestraft, dass du Lust auf Leistung hast und die Extrameile gehst. Wo soll das hinführen?

Die Existenz unseres Mittelstandes ist in Gefahr!

Ich kann gut verstehen, dass qualifizierte Fachkräfte irgendwann keine Lust mehr darauf haben und ins Ausland abwandern. Und es trifft nicht nur diese Menschen, die qua ihres Einkommens zur Mittelschicht zählen. Genauso gehen sämtliche Entlastungspakete an unseren mittelständischen Unternehmen vorbei, die das Herz unserer Wirtschaft ausmachen. An die denkt keiner! Eine aktuelle Umfrage des Bundesverbandes Der Mittelstand (BVMW) unter rund 850 Unternehmen hat ergeben, dass 72 Prozent der kleineren und mittleren Betriebe unter den Energiekosten leiden – fast die Hälfte (42,36 Prozent) sieht konkret die eigene Existenz bedroht! Und das sind noch lange nicht die einzigen Sorgen. Hinzu kommen der immer größer werdende Fachkräftemangel, unzuverlässige Lieferketten, gestiegene Materialkosten und eine Besteuerung, die jenseits von Gut und Böse liegt.

Was gedenkt unsere Regierung für diese Menschen zu tun? Familienunternehmer, die sich jeden Tag einen Arm und ein Bein ausreißen, um ihren Betrieb irgendwie am Laufen zu halten. Die sich um ihre Mitarbeiter sorgen und diese teilweise aus eigener Tasche entlasten, weil der Staat nicht in die Gänge kommt. Hier ist Unterstützung dringend nötig! Bisher kam in diese Richtung jedoch nichts außer dem Hinweis, dass auch Unternehmen jetzt Energie sparen müssen. Schön und gut – wobei denn genau? Soll in der Produktionsstraße das Licht ausgeschaltet werden? Statt drei Schichten nur noch zwei gefahren werden? Die Temperatur im Firmengebäude und in der Fertigung weiter runtergeregelt werden, so dass die Mitarbeiter in Winterjacke arbeiten müssen? Wir mittelständische Unternehmer sollen jetzt die verfehlte Energiepolitik der letzten 16 Jahre ausbaden. Besten Dank auch.

Mittelstand: Irgendwann ist keiner mehr da, der Werte schafft

Ich habe den Eindruck, dass die Entscheider in unserem Land sich gar kein Bild davon machen können, was auf uns zukommt, wenn ein mittelständisches Unternehmen nach dem nächsten einknickt. Uns erwartet ein massiver Anstieg der Arbeitslosigkeit, eine immer größere Schere zwischen Arm und Reich – und die Zerstörung der Basis, auf der unsere Wirtschaft fußt. Wollen wir zukünftig alles aus dem Ausland importieren, von Milch über Schrauben bis zum Toilettenpapier?

Apropos Toilettenpapier: Das Düsseldorfer Unternehmen Hakle hat Insolvenz angemeldet. Gestiegene Rohstoff-, Energie- und Transportkosten haben das Unternehmen in diese Lage gebracht. Ebenso wie die Tatsache, dass es ihnen nicht möglich war, die massiv gestiegenen Kosten in Form von höheren Preisen an den Handel und damit auch an den Endverbraucher weiterzugeben. Einerseits verständlich, denn solange es noch Toilettenpapier beim Discounter gibt, werden die meisten Einkäufer ebenso wie die Kunden nicht bereit sein, den doppelten oder dreifachen Preis für in Deutschland hergestelltes Papier zu zahlen. Dass daran der Erhalt eines deutschen Mittelständlers und 220 Arbeitsplätzen hängen, will dabei leider keiner wahrhaben. Müssen wir es wirklich so weit kommen lassen, dass unsere Wirtschaft zusammenbricht?

Deutschland schafft sich selbst ab

Wohin das führen wird? Das zeigt sich zum Beispiel in der Äußerung eines Geschäftsführers eines auf Blechverarbeitung spezialisierten Unternehmens aus Sachsen-Anhalt gegenüber der Redaktion von bild.de. Sein Versorger hat ihm ein Angebot gemacht, das satte 500 Prozent über den bisherigen Kosten liegt. Also Umstieg auf selbstproduzierte Energie? Solarzellen kommen für ihn leider nicht in Frage, da nicht genug Strom für den Dreischichtbetrieb generiert werden könne. Das Ende vom Lied: Er überlegt, mit seiner 1996 gegründeten Firma auszuwandern – in die Schweiz, nach Luxemburg, Norwegen oder Ungarn. Und er schätzt, dass bis zu 70 Prozent seiner 35 Angestellten mitkommen würden.

Wollen wir dabei weiter tatenlos zusehen? Der Mittelstand hat bisher am meisten zum Wohlstand unseres Landes beigetragen – und wird jetzt in der Krise mit Füßen getreten. Ich kann daher nur an unsere Politiker appellieren: Greift dem Mittelstand endlich unter die Arme, bevor es zu spät ist und Deutschland sich selbst abschafft!

Was denkt ihr dazu? Ich freue mich auf euer Feedback in den Kommentaren!

Euer Martin Limbeck

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2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Hallo Martin, das sehe ich ähnlich. Es scheint die Ideologie gerade der Grünen zu sein, alles nach unten anzugleichen.
    Wer hat von den jetzigen Ministern schon mal als Unternehmer, ich meine nicht im Kleinstgewerbe sondern im Mittelstand für Angestellte und deren Familien Verantwortung getragen, gar ein Unternehmen selbst aufgebaut?
    Eben…🤔

    Antworten
    • Martin Limbeck
      6. Oktober 2022 9:25

      Hallo Herr Bade, danke für Ihr Feedback! Das sehe ich genauso – wir brauchen definitiv mehr Unternehmer in der Politik, die wirklich praktische wirtschaftliche Erfahrung mitbringen …

      Antworten

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