Uns geht’s zu gut! Warum es höchste Zeit ist, gegen die Wegwerfmentalität vorzugehen

„Natürlich habe ich mir das iPhone 13 sofort bestellt. Und das neue MacBook Pro direkt dazu, muss ja.“ Muss das wirklich? Keine Frage, ich bin auch Technikfan und immer gespannt, was es Neues am Markt gibt. Doch das ist für mich noch lange kein Grund, jedes Jahr ein super funktionierendes Gerät in die Schublade zu packen. Allerdings habe ich den Eindruck, dass bei vielen der Wunsch überwiegt, immer das Neuste vom Neuen zu haben. Elektromobilität ist jetzt in aller Munde – und schwups ist der Tesla bestellt oder steht sogar schon vor der Tür. Auch dann, wenn der vorher angeschaffte Benziner erst drei Jahre auf dem Buckel hat. Und es wahrscheinlich deutlich ökologischer wäre, diesen noch eine ganze Weile weiterzufahren.

Was passiert, wenn die Akkus platt sind?

Klar ist der Gedanke, zukünftig primär auf E-Mobilität zu setzen, gut. Doch er ist nicht zu Ende gedacht. Woher kommt der Strom, mit dem die Akkus geladen werden? Nur ein Bruchteil wird bisher aus Sonnen- und Windenergie gewonnen. In erster Linie setzen wir hier noch auf Kohle und Erdgas. Sauber ist was anderes. Eigentlich müsste hier genauso eine Steuer greifen wie auf Benzin oder Diesel. Und der Bedarf an Strom wird massiv steigen. So viel Strom können wir nach Stand heute gar nicht selbst produzieren. Also doch wieder den Atomstrom aus dem Nachbarland zukaufen? Du merkst es schon, die Katze beißt sich in den Schwanz.

Und was passiert mit den Akkus, wenn sich die Lebensdauer dem Ende neigt? Das Recycling von als Gefahrengut eingestuften Lithium-Ionen-Batterien ist eine riesige Herausforderung. Ganz zu schweigen davon, was mit verunfallten E-Autos passieren soll. Der große Masterplan lässt bisher auf sich warten. Warum? Aus meiner Sicht vor allem, weil keiner so weit gedacht hat. Wenn etwas nicht mehr funktioniert oder gefällt, wird es ausgetauscht und weggeworfen. Und das ist nicht nur bei der Energiewende der Fall. Vielmehr ist es der Ausdruck einer Mentalität, die sich im Laufe der letzten Jahrzehnte immer mehr verbreitet hat.

War ich nicht, gehört mir nicht

Ich habe den Eindruck, dass gerade die jüngeren Generationen nicht mehr zu schätzen wissen, was sie eigentlich haben. Da werden Dinge für selbstverständlich genommen, das glaubst du nicht. Was mich jedoch fast noch mehr erschreckt, ist der Umgang mit fremdem Eigentum.

Für meine Mitarbeiter habe ich eine ordentliche Tischtennisplatte gekauft, damit sie im Sommer in der Mittagspause mal eine Runde spielen können. Und was ist? Nach vier Wochen ist die Platte quasi hinüber, weil sich keiner dafür verantwortlich fühlte, sie bei schlechtem Wetter mit einer Schutzplane abzudecken. Das gleiche im neuen Büro: Ich wollte, dass es wirklich top aussieht. Habe alles frisch streichen lassen, neue Möbel angeschafft. Und habe mein Team darum gebeten, rücksichtsvoll damit umzugehen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Bereits am ersten Tag habe ich im Flur gekniet und mit einem Schmutzradierer schwarze Streifen von der Wand entfernt. Kurz darauf waren die ersten Kaffeeflecken auf dem Teppich im Meetingraum. Obwohl ich ausdrücklich darum gebeten habe, dort nur Wasser mit reinzunehmen. Gewesen sein will es natürlich keiner. Ich frage mich: Gehen die Zuhause auch so mit ihren Sachen um? Immer öfter lautet die Maxime anscheinend: Habe ich nicht bezahlt, also muss ich auch nicht drauf aufpassen. Und wenn was kaputt ist, ersetzt es ja eh der Chef. Früher hätte es das nicht gegeben.

Welcome to Schlaraffenland

Mir scheint, viele wissen überhaupt nicht, wie gut es ihnen geht! Ich war das jüngste von drei Kindern – natürlich habe ich von meinen älteren Geschwistern Spielsachen „geerbt“ und Klamotten aufgetragen. Ich habe als Teenager nicht die Zündapp bekommen, die alle hatten. Mehr als eine Honda Camino war nicht drin. War ich deswegen unglücklich? Nein. Und habe ich auf die Sachen Acht gegeben, weil ich wusste, dass meine Eltern einen Ersatz nicht mal eben aus dem Ärmel schütteln konnten? Absolut. Deswegen bin ich auch fassungslos, wenn ich mitbekomme, dass Eltern ihrer Tochter kommentarlos das vierte nagelneue iPhone in einem Jahr kaufen, weil sie die anderen verloren oder in der Toilette versenkt hat. Oder ihrem Sohn ständig neue Markenklamotten sponsern, obwohl der Kleiderschrank schon überquillt. Ohne, dass sie irgendwas dafür tun brauchen.

Und wenn diese jungen Menschen dir dann im Bewerbungsgespräch gegenübersitzen, kannst du dich warm anziehen. Denn sie fragen direkt und ohne Umschweife nach den gebratenen Tauben, die du ihnen in deiner Schlaraffenland-Company in den Mund stopfst. Firmenwagen, Tankkarte, Diensthandy, betriebliche Altersvorsorge, am besten nur 35-Stunden-Woche und Rundum-Sorglos-Verpflegung im Büro – die Liste könnte ich noch weiter fortsetzen. Und das, bevor sie überhaupt Leistung erbracht haben. Vielmehr sehen es viele als ihr Grundrecht an, es erst mal so angenehm wie möglich zu haben, bevor sie einen Finger krumm machen.

Was ist, wenn es keine Reserven mehr gibt?

Ich finde das erschreckend. Der Wohlstand hat uns faul und satt werden lassen. Viele Menschen wissen nicht mehr zu schätzen, was sie haben. Und gehen nachlässig mit Dingen um, die sie als selbstverständlich erachten. Weil Ersatz im Handumdrehen da ist, oft innerhalb von 24 Stunden. Doch was ist, wenn irgendwann kein Nachschub mehr kommt? Weil die Ressourcen aufgebraucht sind, mit denen wir so fahrlässig umgehen? Es ist fünf vor zwölf. Wenn wir nicht endlich aufwachen und das Ruder herumreißen, sehe ich schwarz für eine erfolgreiche Zukunft dieses Landes.

Wie seht ihr das? Ich freue mich auf den Austausch in den Kommentaren!

Martin Limbeck

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4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Ulrike Schulze
    20. November 2021 21:57

    Holla die Waldfee,
    wahre Worte, klare Gedanken.
    Nicht der xte Sportwagen mit den zig Zylinder und PS, bringen mich weiter.
    Was hinterlasse ich meinen Kindern?
    Mein Enkelkind wird irgendwann die Frage stellen, was ich gegen die Ausbeutung der Natur getan habe.
    Es ist nie zu spät mit dem umdenken und handeln zu beginnen.
    Nachhaltigkeit und das Bewusstsein für das Tun und die Konsequenzen daraus sollte in unserem Mittelpunkt stehen.
    Auch in einer Ziel-Collage sollte man sich dieses bewusst machen, darstellen und zum Ende des Jahres 2022 ein Ziel formulieren.
    Es gibt viel zu tun packen wir es an.

    Ulrike Schulze

    Antworten
    • Martin Limbeck
      26. November 2021 9:05

      Hallo Frau Schulze,

      danke für Ihre Rückmeldung und Ihre Gedanken! Das sehe ich genauso – wir müssen anpacken, und zwar jetzt.

      Beste Grüße, Martin Limbeck

      Antworten
  • Thomas Astheimer
    21. November 2021 9:27

    Hallo Herr Limbeck,

    sie haben mit allem Recht. Ich bin 58er Jahrgang. Ich wünsche mir meine Kindheit zurück Mich regt die Werbung auf die jeden Tag Menschen manipuliert um Dinge zu kaufen die sie nicht brauchen. Kinder auf dem zur Schule sehen nur noch ihr Handy, an der Haltestelle stehen sie nebeneinander und gaffen in dieses Gerät. Ist das unsere Zukunft?

    Antworten
    • Martin Limbeck
      26. November 2021 9:04

      Hallo Herr Astheimer,

      vielen Dank für Ihr Feedback! Bin da bei Ihnen – wir haben es in der Hand, unsere Zukunft zu gestalten. Und dazu ist es jetzt höchste Zeit!

      Antworten

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