Autofreie Sonntage statt Tankrabatt? Wie Deutschland seine Wertschöpfer verprellt

Wer mich ein bisschen besser kennt, weiß, dass Fernsehen eigentlich gar nicht so mein Ding ist. Klar, Fußball – wenn ich nicht selbst im Stadion bin. Doch ich bin keiner der Typen, die sich jeden Abend von Serien und Filmen bespaßen lassen. Und Nachrichten? Ab und an. Klar will ich informiert sein. Doch ich habe schon vor einiger Zeit gemerkt, dass es mir nicht guttut, mir diese ganze Panikmache im rund um die Uhr reinzuziehen. Am Dienstagabend bin ich allerdings bei einer bekannten Talkrunde auf einem öffentlich-rechtlichen Sender hängen geblieben. Das Thema: „Wird Energie unbezahlbar?“ Im Rahmen dieser Sendung und der Debatte rund um Tankrabatt und Mobilitätsgeld ist mir mal wieder das volle Ausmaß dessen, was in unserem Land schiefläuft, klar geworden.

Deutsche Paradedisziplin: Diskutieren, statt Lösungen zu finden

Claudia Kempfert, ihres Zeichens Energie-Expertin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), sagte dort: „Wir zahlen jetzt den hohen Preis für die verschleppte Energiewende.“ Da bin ich sofort dabei. Denn wir haben uns das selbst eingebrockt. Keine Frage, grundsätzlich ist das mit dem Atom- und Kohleausstieg natürlich eine gute Sache. Blöd nur, dass sich keiner Gedanken darüber gemacht hat, wo die Energie stattdessen herkommen soll. Wollen wir weiter auf ein Wunder warten? Was wir brauchen, sind Lösungen. Und zwar jetzt!

Finanzminister Christian Lindner hat bereits in der vergangenen Woche einen aus meiner Sicht vernünftigen, weil schnell umsetzbaren Vorschlag gemacht. Ein befristeter Tankrabatt von 30 bis 40 Cent pro Liter, um die Bürger bei den aktuellen Benzinpreisen zu entlasten. In Frankreich ist das Thema bereits durch, bis zu 15 Cent Nachlass pro Liter bekommen die Kunden an der Tankstelle. Und was passiert hier? In Deutschland wird lieber weiter diskutiert. Weil ein Tankrabatt ja nur die obere Mittelschicht entlasten würde, da diese Menschen statistisch gesehen mehr und weitere Strecken mit dem Auto fahren würden.

Ganz ehrlich: Da packe ich mir an den Kopf! Schönerweise hat Lindner in der Talkrunde präzise auf den Punkt gebracht, woran es in unserem Land krankt: „Ich mache nur darauf aufmerksam, dass für Gewerbetreibende die Existenz durch die derzeitige Situation bedroht ist. Diese Debatte ist typisch deutsch.“ Mit anderen Worten: An den kleinen Mann wird sofort gedacht – doch die Menschen, die Werte schaffen, fallen unter den Tisch.

Keiner denkt an morgen

Den Knaller schlechthin lieferte Claudia Kempfert dann noch hinterher. Ihr Vorschlag, um den Ölverbrauch in Deutschland zu senken? „Ein Tempolimit oder der autofreie Sonntag wären sinnvoll. Oder auch einfach im Winter die Heizung um zwei Grad runterzudrehen.“

Mal ehrlich, als wären wir nicht schon selbst auf die Idee gekommen, nicht alle Heizkörper Tag und Nacht auf Vollgas laufen zu lassen. Und autofreier Sonntag, ist das ernst gemeint? Bei den älteren Semestern wird jetzt sicherlich was klingeln im Hinterkopf. Denn neu ist die Idee nicht. Im November 1973 sorgte die Ölkrise dafür, dass der Gesetzgeber in der Bundesrepublik Deutschland ein „Gesetz zur Sicherung der Energieversorgung“ erließ. Konkret bedeutete das die Anordnung von vier autofreien Sonntagen, um Benzin zu sparen. Und so fuhren am 25. November 1973 auf einmal Menschen auf Fahrrädern und Rollschuhen mitten auf Straßen und Autobahnen. Ich war damals sieben Jahre alt – für uns war das alles ein Riesenspaß. Heute blicke ich als Unternehmer anders auf die Sache. Und kann mich nur fragen: Wer hat sich das damals ausgedacht? Denn natürlich hatte die Aktion wirtschaftliche Folgen. Der 25. November war Totensonntag – und viele Bürger blieben zu Hause, anstatt wie geplant zum Friedhof zu fahren. Das bedeutete einen Umsatzausfall von rund 70 Prozent bei den Blumenhändlern in Westdeutschland. Und zahlreiche sonst hochfrequentierte Ausflugslokale blieben ebenfalls leer.

Dodos haben sonntags frei

Und genauso kurzsichtig ist die Idee auch heute. Soviel Tankrabatt kannst du den Unternehmern gar nicht zahlen, um diese Verluste wieder reinzuholen. Und daran, dass das Geld erst mal erwirtschaftet werden muss, denkt auch keiner. Hier wird mal wieder deutlich, was Deutschlands Problem ist: Wohin du schaust, nur Menschen mit Dodo-Mindset. Keiner stellt sich auch mal in die Schuhe der Selbstständigen und Unternehmer. Gedacht wird immer nur aus der Perspektive des klassischen Angestellten, der sonntags ja eh frei hat und zu Fuß gehen oder halt zuhause bleiben kann. Wo soll er auch hin, die Geschäfte haben doch geschlossen?

Da kann ich mir nur an den Kopf packen! Für mich ist es selbstverständlich, dass ich sonntags anreise, wenn ich am Montagmorgen ein Training beim Kunden in Berlin oder sonst wo gebe. Und da soll ich erst eine Sondererlaubnis beantragen, die wahrscheinlich handschriftlich in vierfacher Ausfertigung mit Durchschlagpapier erfolgen muss? Ein guter Freund von mir, der ebenfalls Seminare gibt, hat es auf den Punkt gebracht: Sowas kann nur auf dem Mist von Menschen wachsen, die selbst von Steuergeldern leben, also der Wertschöpfung anderer Mitmenschen.

Tankrabatt: Schluss mit Neidkultur und Gleichheitswahn!

Für mich sind das alles nur Tropfen auf den heißen Stein. Wenn wir wirklich etwas fürs Klima und die Umwelt tun wollen, brauchen wir mehr Menschen, die nicht einfach nur rumlabern. Sondern Menschen, die konkrete Ideen und Verfahren entwickeln, sie zur Serienreife bringen und dann auch umsetzen. Wenn sowas mit Steuergeldern finanziert wird, klasse! Doch ich habe keine Lust, die übermäßigen Pensionen irgendwelcher Politiker zu finanzieren, die jahrzehntelang nichts anderes gemacht haben, als zu quatschen und mit Konjunktiven um sich zu werfen. Wie wäre es stattdessen mal mit MACHEN?

Wann ist endlich Schluss mit dieser Sabotage? Der Staat sollte den Menschen beim Leben helfen und nicht stören. Und zwar allen! Der Haken an der Sache: Papi Staats Vision ist nicht Wertschöpfung und Weiterentwicklung, sondern Gleichheit. Deswegen schreien ja auch sofort alle, dass die bösen Porschefahrer keine Entlastung bei den Benzinpreisen bekommen sollen. Wäre ja nicht fair. Dass die jedoch Werte schaffen, sieht keiner. Sobald einer den Kopf rausstreckt aus dem Rudel und mehr leistet als der Durchschnitt, gibt’s eine Ohrfeige. Durch die Neidkultur und den Gleichheitswahn, der vorrangig von Menschen vertreten wird, die selbst nichts Produktives auf die Kette bekommen und lieber Beamtenmikado spielen. Du weißt schon: Wer sich zuerst bewegt, hat verloren.

Wenn wir Deutschland vor der Mittelmäßigkeit retten wollen, haben wir viel zu tun. Lasst uns also die Ärmel hochkrempeln und anpacken!

Euer Martin Limbeck

 

Mehr dazu gibt es ab dem 23. Mai in meinem neuen Buch Dodoland – uns geht’s zu gut!

Jetzt vorbestellen >>>

Vorheriger Beitrag
Das nachhaltige Unternehmen: Warum es mehr braucht als Fairtrade-Kaffee und Ökostrom
Nächster Beitrag
Geboren im Überfluss: Sind Anstand und Respekt vor fremdem Eigentum out?

1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort

  • André M. Richter
    29. März 2022 21:54

    Danke für die wahren Worte! Als Diplom-Volkswirt sträuben sich mir bei der Wirtschaftspolitik der letzten Jahre die Haare und ich bin froh, nicht mehr in Deutschland zu leben. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, dass fachlich völlig Unwissende ein Amt inne haben und ungestraft ein Land und seine Bürger komplett ruinieren können.
    Paul C. Martin hat in seinem Buch “Wann kommt der Staatsbankrott” bereits Ende der 80er Jahre zwischen drei Varianten des Umgangs mit Geld unterschieden:
    * Eigenes Geld für eigene Zwecke – hier neigt der Mensch zur Sparsamkeit!
    * Fremdes Geld für eigene Zwecke (z.B. Hypothek) -> hier gibt der Mensch mehr aus!
    * Fremdes Geld für fremde Zwecke (Politiker) -> hier gibt es keine Hemmungen oder Grenzen!

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte gib eine gültige E-Mail-Adresse ein.
Sie müssen den Bedingungen zustimmen, um fortzufahren.

Menü
;