Streik ist ein Schlag ins Gesicht für uns mittelständische Unternehmer!

Wir haben gerade einen Streik von historischem Ausmaß erlebt. Konkret den größten in Deutschland seit 31 Jahren. Verdi und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) haben das Land lahmgelegt – und das, obwohl die Verhandlungen mit den Arbeitsgebern noch laufen. Warum das unser Land nicht nach vorne bringen wird und wieso es wieder mal der Mittelstand ist, der in erster Linie darunter zu leiden hat? Mehr dazu in diesem Beitrag.

Streik: Wer fordert, bekommt?

Ich sage es ganz klipp und klar direkt zu Beginn: Das Prinzip von Streik hat sich mir noch nie wirklich erschlossen. Ich weigere mich, meine Arbeit zu machen – und erpresse damit meinen Arbeitgeber, mir mehr Gehalt zu zahlen? Das würde mir nicht mal im Traum einfallen. Und trotzdem ist es genau das, was gerade wieder in Deutschland passiert. Die EVG fordert 650 Euro mehr Lohn. Für die höheren Entgelte strebt sie eine Steigerung um zwölf Prozent bei einer Tarifvertragslaufzeit von zwölf Monaten an. Verdi streikt gemeinsam mit dem Beamtenbund dbb für 10,5 Prozent und mindestens 500 Euro mehr Lohn im öffentlichen Dienst.

Die Inflation betrifft uns alle, keine Frage. Doch diese Forderungen sind einfach unverhältnismäßig. Viele kleine und mittelständische Unternehmen können eine Lohnerhöhung in dieser Größenordnung nicht stemmen, da es für sie schlicht und einfach existenzbedrohend wäre. Woher soll das Geld denn bitte kommen? Wir können lediglich mehr Gehalt zahlen aus dem, was wir im Unternehmen erwirtschaften. Denkt irgendwer daran, dass wir als Unternehmer auch in die Zukunft unserer Betriebe investieren müssen? Die Digitalisierung kommt nicht wie von Zauberhand über Nacht, sondern kosten ebenfalls Geld in Form von neuen Maschinen, neuen Produktionsstraßen, neuer Soft- und Hardware. Unser Land ist bereits hoch verschuldet. Und jetzt soll der Steuerzahler auch noch dafür aufkommen, dass die Beamten ein noch angenehmeres Gehalt bekommen?

Ich bin selbst Mitglied im Bundeswirtschaftssenat des BVMW, um den mittelständischen Unternehmen in Deutschland zu mehr Gehör zu verhelfen. Markus Jerger, Chef des BVMW, hat es für mich treffend auf den Punkt gebracht: „Unternehmen und Bevölkerung dürfen nicht in Geiselhaft genommen werden für Forderungen, die in der derzeitigen wirtschaftlichen Situation nicht zielführend sind.“ Doch genau das ist es, was gerade geschieht.

Du kannst nur Geld ausgeben, das da ist

Viele KMU leiden bereits unter Lieferkettenproblemen, steigenden Energie- und Rohstoffpreisen sowie der mangelnden Verfügbarkeit von Arbeits- und Fachkräften. Und trotzdem sind es vor allem die mittelständischen Unternehmer, die nachts wachliegen. Auch, weil sie sich Gedanken darüber machen, wie sie ihre Mitarbeiter noch weiter entlasten können.

Wir haben bei der Limbeck Group im vergangenen September die Löhne bereits um sieben Prozent angehoben. Zusätzlich gibt es für jedes Teammitglied einen monatlichen Zuschuss in Höhe von 47 Euro, der über eine Guthaben-Karte bei verschiedenen Partnern von der Tankstelle bis zum Supermarkt oder Parfümerie individuell eingelöst werden kann.

Warum wir uns dazu entschieden haben? Weil ich jeden Tag sehe, was wir gemeinsam erreichen. Ich habe großartige Mitarbeiter, die an meiner Seite stehen und bereit sind, auch die Extrameile zu gehen, wenn es nötig ist. Natürlich möchte ich da auch etwas zurückgeben und unterstützen. Doch diese Zuwendungen kommen aus dem Gewinn, den wir gemeinsam erwirtschaftet haben. Ich kann nur Geld zahlen, das auch da ist. Und ich bin der Ansicht, dass jede Gehaltserhöhung auch immer im Verhältnis zur Leistung stehen sollte.

Was Deutschland jetzt braucht, ist eine höhere Produktivität. Doch genau das wird durch solche Streiks, die die Infrastruktur unseres Landes treffen, untergraben. Kinder kommen nicht zur Schule, dadurch müssen Eltern zu Hause bleiben. Kranke kommen nicht zum Arzt, Operationen werden verschoben. Termine fallen aus, Mitarbeiter kommen zu spät zur Arbeit. Und das ist noch lange nicht alles: Im Rückblick wird uns dieser Streiktag wirtschaftlich gesehen Millionen gekostet haben, weil Waren nicht oder nicht rechtzeitig geliefert werden konnten. Durch Staus, streikende Zuggesellschaften und Container, die nicht von Schiffen gehoben wurden. Das hat absolut nichts mit Solidarität zu tun, liebe Gewerkschaften, sondern ist in hohem Maße egoistisch.

Bock auf Arbeit hat anscheinend kaum noch jemand

Was dem Ganzen jedoch noch die Krone aufsetzt: Anscheinend lernt die breite Masse in unserem Land dennoch nichts daraus. Außer, dass es okay ist, auf die Straße zu gehen, wenn horrende Forderungen nicht am Verhandlungstisch erfüllt werden. Bock auf Arbeit und Leistung und darauf, sich das Geld zu verdienen? Fehlanzeige. Welche Denke in unserem Land herrscht, hat der Focus mit einem Artikel zum Streik auf den Punkt gebracht. Die Headline: „So nutzen Sie den Mega-Streik heute aus!“ Im Artikel standen diverse Tipps, etwa, dass auf Grund des Streiks vermutlich kurzfristig Facharzt-Termine zur Verfügung stehen, die Geschäfte in der Innenstadt leerer sind und es auch eine gute Gelegenheit wäre, ins Möbelhaus zu fahren oder einen Ausflug in den Zoo zu machen. Da ist mir erst mal gar nichts zu eingefallen. Soll ich Ihnen sagen, wie ich den Streik-Tag genutzt habe? Mit Arbeiten. So wie meine Mitarbeiter auch. Sei es im Büro oder remote. Und so, wie es jeder Mensch in Deutschland tun sollte, dem noch ein bisschen was an der Zukunft unseres Landes liegt.

Paris ist nicht weit weg

Wohin das führt, bleibt abzuwarten. Ich befürchte, dass das erst der Anfang ist. Wenn wir nach Frankreich schauen, sind unsere Streiks harmlos. Die Fernsehbilder aus Paris zeigen brennende Barrikaden, randalierende Demonstranten und dazwischen Polizisten, die sich nur noch mit Gewalt zu helfen wissen. Was viele dabei vergessen: Das Rentengesetz wird in Frankreich bereits seit 2019 diskutiert. Es ist also gar kein Thema, das „plötzlich“ wegen der aktuellen Wirtschaftslage aufgekommen ist. Während in Deutschland 7 von 10 Menschen im Alter zwischen 55 und 64 arbeiten gehen, ist es in Frankreich nur jeder Zweite. Grundlage dafür sind Gesetze, die aus einer glorreichen Vergangenheit stammen, den goldenen Jahren der Industrialisierung nach dem Krieg. Doch die Zeiten haben sich geändert. Ich bin überzeugt: Uns wäre in Deutschland kein Wirtschaftswunder geglückt, wenn damals ständig Arbeiter auf die Straße gegangen wären.

Und was viele nicht sehen wollen: Ich glaube, dass wir gerade wieder an einem vergleichbaren, entscheidenden Punkt stehen. Entweder, wir kneifen jetzt die Pobacken zusammen und bringen unser Land mit Leistung wieder auf ein Niveau, was wir längst verloren haben. Oder wir werden zu einer Nation voller flugunfähiger, fauler Dodos, die in nicht allzu ferner Zukunft in sich selbst zusammenbricht.

Die gute Nachricht: Es gibt bisweilen auch Licht im Dunkeln. Nicht weit von uns, am Flughafen Münster-Osnabrück, hoben trotz Generalstreik Flugzeuge ab – sogar mehr als sonst. Weil sich die Mitarbeiter in einer Urabstimmung dafür ausgesprochen haben, dass ihnen das Unternehmen mehr wert ist und sie deshalb arbeiten wollen. Das ist genau die Einstellung, die wir brauchen!

 

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