Digitalisierung in Deutschland: Flickenwerk zulasten der Wirtschaft

Glasfaser ist die wichtigste Zukunftstechnik der digitalen Infrastruktur. Nur, dass wir mal drüber gesprochen haben. Das ist nicht erst seit gestern klar. Trotzdem ist das Thema Digitalisierung im Rahmen der Bundestagswahl gerade wieder als Waffe ins Feld geführt worden. Einerseits gut, damit sich hoffentlich endlich etwas tut. Und zugleich traurig, weil Deutschland hier absolut gepennt und den Anschluss verpasst hat.

Wir haben den Anschluss verpasst

Nur mal zum Vergleich: Spanien gehörte 2008 zu Europas Schlusslichtern in Sachen Glasfaseranschlüsse bis zum Haus. In bester Gesellschaft von Deutschland. Und heute? Steht das Land auf dem ersten Platz der großen europäischen Staaten. Während in Deutschland Ende 2019 gerade mal 3,4 Prozent der Haushalte mit einem entsprechenden Anschluss versorgt waren. Seitdem sind die Zahlen gestiegen. Doch ich bezweifle, dass die Bundesregierung ihr Ziel erreicht, bis 2025 gigabitfähige Internetverbindungen für alle Haushalte und Unternehmen in Deutschland ausgebaut zu haben.

Auf den ersten Blick klingt das Konzept erst mal gut. Es wird primär auf den privatwirtschaftlichen Ausbau gesetzt. Und da, wo es nicht vorangeht, setzt das Breitbandförderprogramm des Bundes an. Dabei gelten alle Anschlüsse als förderfähig, denen im Download weniger als 100Mbit/s zur Verfügung stehen. Ich wohne auf einem solchen grauen Fleck. Genauso wie drei weitere große Gewerbebetriebe.

Ohne Digitalisierung kein Wirtschaftswachstum!

Und wisst ihr, was die bittere Realität ist? Es tut sich gar nichts. Die ganzen Privatpersonen um uns herum haben jetzt Glasfaser – doch für den letzten Kilometer hat es nicht mehr gereicht. Es ist genau ein Kilometer, ich bin die Strecke am Wochenende mit dem Fahrrad abgefahren. Ich habe den Eindruck, dass hier immer noch mit zweierlei Maß gemessen wird. Das Internet ist nicht nur fürs Vergnügen der Privatpersonen da, die auf fünf Geräten gleichzeitig Netflix streamen und dabei noch Online-Games spielen und Musik hören wollen. Sondern eben auch für uns Unternehmer, die dringend auf höhere Datenraten angewiesen sind, damit wir unsere Arbeit vernünftig machen können. Ich gebe regelmäßig Online-Seminare – da darf nicht einfach das Netz ausfallen. Und ich finde es beschämend, dass mein Kameramann Festplatten mit Daten per Post verschicken muss, weil die Datenmenge entweder bei uns nicht hochgeht – oder das Unternehmen am anderen Ende den Download technisch nicht bewältigen kann. Willkommen im 21. Jahrhundert.

Ich verstehe das nicht. Hier ist es höchste Zeit, dass sich etwas ändert! Und damit meine ich nicht nur den Glasfaserausbau im Speziellen, sondern den Umgang mit der Digitalisierung in Deutschland allgemein. Sarna Rösner, Bundesvorsitzende des Verbands „Die Jungen Unternehmer“ hat es für mich treffend auf den Punkt gebracht: „Die Digitalisierung birgt eine Riesenchance für unsere Gesellschaft. Sie müssen wir jetzt nutzen, statt immer nur die Risiken in den Mittelpunkt zu stellen.“ Genau darin sind die Deutschen allerdings besonders gut. Kaum nimmst du das Wort Digitalisierung in den Mund, tönt es von irgendwoher: „Das zerstört Arbeitsplätze!“ Natürlich gibt es Aufgaben, die komplett digitalisiert werden. Doch aus diesem Prozess heraus entstehen auch wieder neue Tätigkeitsbereiche.

Digitalisierung muss endlich ganzheitlich angegangen werden

Mindestens genau wichtig ist es aus meiner Sicht, dass Unternehmen aufhören, die Digitalisierung nur als reines IT-Projekt zu betrachten. Klar müssen technische Dinge geregelt werden. Wir haben zum Beispiel vor einigen Wochen auf Online-Telefonie umgestellt, damit unsere Kunden ihren Ansprechpartner immer unter der gleichen Nummer erreichen können. Egal, ob der Mitarbeiter gerade in Wesel, Dinslaken oder im Homeoffice arbeitet. Doch es geht nicht nur darum, die neuen Technologien einzuführen. Es muss auch eine Transformation in den Köpfen stattfinden. Denn die besten Techniken nutzen nichts, wenn die Mitarbeiter nicht wissen, wie sie sie bedienen oder sich der Arbeit mit Collaboration Tools wie Teams entziehen, weil es ihnen zu kompliziert ist. Digitalisierung funktioniert nur dann, wenn alle ihren Teil der Verantwortung tragen. Und das bedeutet ein Zusammenspiel von Technologie, Transformation und Teamwork.

In diesem Sinne: Lasst uns gemeinsam etwas bewegen!

Euer Martin Limbeck

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